Die Theorie des Wiedererkennen ist in den Geisteswissenschaften häufiger anzutreffen, wenn auch in verschiedenen Disziplinen. Beispielsweise bieten die Soziologie, wie auch die Politikwissenschaften eine Lösung für diese Fragestellung, wenn auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Verschiedene Blickwinkel, vor allem auch im Detail, bietet die Psychologie. Denn bei der Betrachtung der Fähigkeiten des Gedächtnisses müssen verschiedene Aspekte differenziert werden. In der Psychologie nennt sich diese Theorie auch Recognition und bezieht sich vor allem auf die Wiedererkennung von vorher gelernten Reizen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert wurden. Das Wiedererkennen gehört zu den Methoden des Abrufs aus dem Langzeitgedächtnis. Der erneut dargebotene Reiz wird dann als zuvor erfahrenes Reizerlebnis wiedererkannt. Bei diesem Vorgang gleicht man den gegenwärtig wahrgenommenen Reiz mit dem erinnerten Reiz ab, wobei man in diesem Moment über beide Reize bewusst verfügt und diese nicht stark getrennt voneinander betrachtet. Innerhalb des Vorgangs kommt es in den Erinnerungen zu einem kürzeren oder längeren Prozess des Suchens, während dem man vielleicht sogar zunächst mehrere vorhandene Reize abgleicht, bis man den richtigen gespeicherten Reiz gefunden hat. Im Gegensatz zu Methoden des Abrufs, wie der der freien Reproduktion, bei der man lediglich Wissen reproduziert, fällt das Wiedererkennen einer Person eher leicht. Denn es handelt sich um einen einfachen Vorgang bei dem keine besondere Leistung erbracht werden muss.
Wiedererkennen von Reizmustern
Dabei kann die Art des Reizes sehr unterschiedlich sein, also beispielsweise optisch, sensorisch, haptisch oder ähnliches. Bei visuellen Reizen spricht man bei einer visuellen erinnerung von einem Ikon, wobei diese ungefähr eine halbe Sekunde dauert und bei auditiven Reizen spricht man bei der auditiven Erinnerung von einem Echo, welches sogar mehrere Sekunden anhalten kann. Auch Kombinationen oder bestimmte Abfolgen von Reizen können damit gemeint sein. Denn selten sind Reize isoliert oder werden einzeln dargeboten. Beispielsweise lassen sich ganze Reizmuster erkennen, etwa wenn man einen Vogel sieht und durch die gelernten Muster der artspezifischen Bewegung, des Aussehens oder der Akkustik diesen Vogel als den eben gelernten wiedererkennt. Dabei nennt man das Behalten sensorischer Reize auch präkategorial, da beim Wiedererkennen von Mustern bestimmte Reize einer Kategorie zugeordnet werden. Weiterhin findet man auch Engramme oder abstrakte Codes als wiedererkennbare Reize. Diese meinen codiertes Wissen, bzw. erworbene Information, in Form einer Gedächtnisspur. Unter der Summe der gespeicherten Engramme versteht man auch das biologische Substrat des menschlichen Gedächtnisses.