Vier Jahre sind bereits vergangen als „Der Spieler“, inszeniert vom Theaterchef Frank Castorf, sein Uraufführung hatte. Trotz einiger harscher Kritiken wird das Theaterstück am 23.01.2015 und 24.01.2015 erneut auf der Volksbühne Berlin zu sehen sein. In der Berliner Theterszene etabliert sich immer mehr das alternative Theater. Auch dieses Stück weicht von der traditionellen Umsätzung ab und könnte durchaus auch im TiK in Berlin zu sehen sein. Frank Castorf Version von „Der Spieler“ nach dem gleichnamigen Roman von Fyodor Dostojewski, entstand in Zusammenarbeit mit dem Theater in Wien, wo „Der Spieler“ während der Wiener Festwochen im Juni 2011, uraufgeführt wurde.
Von Hektik bis hin zu ausuferten Monologen
Die Geschichte spielt in Roulettenburg, welche der Regisseur in das Berlin der 60er Jahre verlegt. Dostojewskis war ein leidenschaftlicher Spieler und oft in den Spielbanken Bad Homburg oder auch dem Casino Wiesbaden zu Gast. Die Spielbank Bad Homburg, könnte auch mit Roulletenburg gemeint sein, gesichert ist diese Annahme jedoch nicht. Anders als der russische Autor haben die Spielbanken die Zeit überdauert für mehr Infos hier klicken. Spielschulden sollen ihn dazu getrieben haben den Roman „Der Spieler“ zu verfassen. Nicht ganz ausgeschlossen, denn er verlor extrem hohe Beträge an den Roulettetischen. Allein im Casino Bad Homburg verspielte er ein kleines Vermögen. Hektisch wie beim Glücksspiel, verfasste er den Roman in nur 29 Tagen.
Frank Castorf ist bekannt für seine sehr eigenwilligen Stil, dies stellt er einmal mehr mit der Umsetzung, des Romanklassikers der Spieler unter Beweis. Prinzipiell hält er sich an die Romanvorlage Dostojewskis, bricht aber immer wieder aus. Er baut Dialoge aus aus anderen Stücken Dostojewski in seine Aufführung ein. Zum Beispiel kommen eine Reihe Zitate aus der satirischen Erzählung Dostojewskis „Das Krokodil“ vor, welches es nicht kundigen Zuschauern oft erschwert, den tieferen Sinn zu verstehen. Dostojewskis Monolog über die Russen im Exil wird hier, breit wiedergegeben ohne, das ein wirtlicher Zusammenhang zur Geschichte erkennbar ist. Frank Castorf muss sich also erneut die Frage stellen lassen, ob seine kreativen Ausbrüche wirklich notwendig sind oder das Theaterstück nicht unnötig verkomplizieren. Bei einer Spielzeit von knapp fünf Stunden keine unberechtigte Kritik.
Das hektische treiben, welches Dostojewski in seinem Roman vermittelt, ist ständiger Begleiter der Aufführung. Bereits zu Beginn des Stückes, stürmen zwei Schauspieler das Publikum und verbreiten dort gehörig Unruhe. Die Darsteller schreien oft und Streit, Missgunst und die Kritik am kapitalistischen System stehen wie im Roman im Vordergrund.
Drehbühne mit Live-Videos sorgen für Schwung
Neben der etwas unverständlichen Umsetzung lebt das Theaterstück der Spieler vor allem von seinem lebhaften Bühnenbild und der grandiosen Umsetzung der Schauspieler. Frank Castorf nutzt die Drehbühne des Berliner Volkstheaters voll aus. Der Bühnenbildner Bert Neumann hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet und eine unglaublich lebhafte Szenerie geschaffen. Die Geschichte spielt in mehren Räumen. Diese Umsetzung ist es, welche dem Theaterstück trotz seiner verstrickten Story, Spannung verleihen und den Zuschauer fast in einen Rausch versetzen. Untermalt wird die Szenerie durch zahlreiche Videoanimationen, welche von Zitaten bis hin zu Live-Videos der Darsteller reichen. So verschwinden die Schauspieler oft hinter der Bühne, um dann auf der Leinwand wieder aufzutauchen. So sieht man bei fantastisch umgesetzten Monolog, von Großtante Antonida Wassiljewna Tarassewitschewa (gespielt von Sophie Rois) als Video Sequenz.
Überhaupt hat Castorf den Erfolg seiner Interpretation von „Der Spieler“, den erstklassigen Leistungen der Schauspieler zu verdanken. Alexej Iwanowitsch wird von Alexander Scheer gespielt, dieser versteht sein Handwerk und hebt durch seine schauspielerische Leistung, das Theaterstück auf ein anderes Level. Kreidebleich und im Stil vom Rolling Stones Gitarristen Keith Richards, verleiht er dem Theaterstück das richtige Feuer. Aber auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Auf die Liebesbeziehung Alexej Iwanowitsch zu Polina Alexandrowna (gespielt von Kathrin Angerer) spielt eine große Rolle. Insgesamt lebt Frank Castorf Umsetzung von „Der Spieler“ von seinen Charakteren und des Bühnenbildes. Meiner Meinung nach hätte die Story deutlich gekürzt werden können. Denn viel zu oft verzettelt sie sich in Nebenschauplätzen. Diese sind zwar unterhaltsam, jedoch erschweren es den Zusammenhang des Stückes zu erkennen. Frank Castorf muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht kritischer die Stimmen der Korrekturen hören sollte.
Trotzdem ist „Der Spieler“ ein unterhaltsames Theaterstück, für welches man allerdings gutes Sitzfleisch benötigt.